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Prolaps/Darmvorfall

Ich denke ich spreche für uns alle dass das Wohlergehen unserer Schützlinge das A und O ist. Dennoch kann es auf Grund verschiedener Fehler in der Haltung etc doch mal zu Krankheiten kommen.
Hier will ich euch nun meine Erfahrungen zum Thema Prolaps vorstellen und wie ich sie gelöst habe. Ich hoffe ihr könnt mir hier auch eure Erfahrungen teilen.
Nun gut, was ist ein Prolaps. Bei einem Prolaps tritt ein Teil des Darms aus der Kloake. Dies ist für die Tiere, wie man sich nur zu gut vorstellen kann, eine schmerzhafte Angelegenheit und sollte umgehend behandelt werden um das Leid des Tieres so schnell wie möglich zu beenden.
Wie Michl in dem Willkommens Post bereits geschrieben hat sollte hier schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Doch was wenn es gerade Sonntag ist? Kein amphibienkundiger Tierarzt zur Hand ist, was leider oft der Fall ist??
Hier meine Vorgehensweise:
Zuerst behandle ich das geschwollene Gewebe indem ich den Frosch in ein Zuckerwasserbad setze. Darin verweilt er dann für 20 Minuten. Oft schwillt bereits nach dieser Zeit der Prolaps soweit ab, sodass der Frosch von selbst den ausgetretenen Teil des Darms "einziehen" kann.
Den selben Effekt lässt sich mit einer bepuderung von Puderzucker erzielen.
Nun leider schafft es der Frosch nicht immer von alleine. Es muss also nachgeholfen werden.
Jetzt beginnt das Prozedere welches für mich, bei den Fällen welche ich hatte, immer sehr große Überwindung gekostet hat.
Das ausgetretene Darmstück mittels Wattestäbchen behutsam wieder einzuführen. Hierzu nehme ich den Frosch in meine linke Hand, Rücken auf die Handfläche. Das Wattestäbchen mache ich leicht feucht. Es gilt nun den Darmeingang zu finden. Hat man diesen gefunden wird mit einem leichten Druck versucht das Darmstück in den Frosch zu drücken, dies dauert und ist definitiv nicht angenehm für den Frosch. Allerdings ist der Prolaps vermutlich noch unangenehmer. Nach der Prozedur setze ich den Frosch für einen Tag in eine Quarantänebox um ihn besser zu beobachten und eine sterile Umgebung zu gewährleisten.
Ich hatte durch diese Vorgehenweise noch keinen Ausfall, dennoch sollte man wie oben erwähnt wenn möglich einen Tierarzt aufsuchen.
Gründe für den Prolaps:
Ich habe bislang zwei Gründe gefunden. Bei einem Frosch, einem cruziohyla craspedopus, war es einfach nur Stress. Hielt ich ihn zusammen mit seinen Artgenossen hatte er nach zwei bis drei Tagen immer wieder einen Prolaps. Hielt ich ihn allein war alles "tutti frutti". Erst als er älter wurde war es kein Problem mehr.
So wie man oben aber rauslesen kann hatten manche Frösche öfter mit einem Prolaps zu kämpfen. Die Art um die es hier geht ist ecnomiohyla valancifer. Hier musste ich nun Sherlock spielen um herauszufinden was zum Geier los war. Mehr durch Zufall bemerkte ich dann mit meiner Freundin das ein Teil der Rückwand von Heimchen angefresse war, gut versteckt hinter einer Pflanze. Der Aufbau der Rückwand: Styropor versiegelt mit Fliesenkleber. Nun war klar, die Heimchen fressern das Styropor und somit auch die Frösche. Also nahmen wir so schnell wie möglich die gesamte Rückwand raus. Endeffekt, kein einziger Prolaps mehr nach dem "Umbau".
Dieser Rückwandaufbau kommt für mich seitdem nicht mehr in Frage.
Ich habe ein Bild angehängt welches das Leid des Frosches wohl sehr deutlich zeigt. Mir ging das sehr nahe und ich ärgere mich das ich das Problem nicht früher erkannt habe. Naja nichts desto trotz ist das Problem gelöst und ich habe an Erfahrung dazugewonnen.
Wie handhabt ihr ein solchen Problem, vor allem bei Dendrobaten? Diese sind ja viel kleiner und ich selbst weiß nicht ob das auch so funktionieren würde. IMG-20200929-WA0000.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)
#2

Danke für diesen informativen Beitrag.
Und für deinen Mut, das Bild deines Frosches hochzuladen.
Das mit den Heimchen und dem Styropor wusste ich noch gar nicht und ist sehr gut zu wissen. Da ich ja auch ein paar laubfrösche hab. Gehen die Heimchen auch an Styrodur? Weißt du das?
Ich hatte vor kurzem leider auch den Fall eines Darmvorfalls.. Leider hat es mein Tier nicht geschafft..
Es handelte sich bei mir um einen Ranitomeya Variabilis. Dort erweist es sich als sehr schwierig den Darm wieder zurück zu führen...
Bei meinem Tier war es leider schon zu Vortgeschritten und das Tier ist am selben Tag nach der Behandlung mit zuckerwasser (15min) und danach lauwarmes Wasser verstorben.
Ich denke einfach, dass es gerade bei den kleinen Arten sich als sehr schwierig erweist, einen Prolaps im Fortgeschrittenem Stadium zu behandeln oder zurückzuführen.
Durch was dieser Prolaps zustande kam, kann ich leider auch nicht sagen, da sie abwechslungsreich gefüttert werden und ich keinerlei loses substrat im terrarium hab, welches sie verschlucken könnten. Es könnten sich höchstens ganz kleine Partikel von der Pinienrinde gelöst haben. Letztendlich bleibt bei mir nur die reine Spekulation.
Ich hänge hier auch nochmal ein Bild vom besagten Frosch an. Und ja, ich weiß... Es ist blöd unsere Schützlinge ohne Handschuhe anzufassen, aber mir war es in dem Moment einfach wichtiger, ihn schnell aus dem Terrarium zu bekommen, da ja Ranis nicht gerade leicht zu fangen sein können.
IMG_20220127_110135.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Danke für deine Schilderung und leider auch Erfahrung die du gemacht hast/machen musstest.
Ich habe es zum Glück noch nicht erleben müssen und wüsste ehrlich gesagt auch nicht ob ich es könnte den Darm zurück zu schieben. Problematisch stelle ich es mir bei kleineren Arten wie Ranitomeya, Oophaga pumilio usw. vor. Diese kleinen zarten Geschöpfe getraut man sich ja so schon kaum anzugreifen, so einen kleinen zappelnden Kerl festzuhalten um den Darm rein zu schieben, keine Ahnung wie das gehen sollte.
Hat bei kleinen Arten schon mal jemand diese Methode erfolgreich angewendet?
#4

Lieber Martin, vielen Dank für diesen Beitrag, über ein Thema mit dem sich die Meisten bereits auseinandersetzen mussten. Ich hatte dieses Problem bei einem in Quarantäne befindlichen Tier, welches ich auf einer Börse erworben hatte. Auch hier denke ich, dass es der Stress war, eventuell auch die einseitige Ernährung beim Züchter die hierfür Auslöser war. Ich kam zum Glück ohne das Wattestäbchen aus, ein Bad mit lauwarmer, stark verdünnter Glucoselösung schaffte Abhilfe.
Das Tier befand sich ohnehin in steriler Umgebung, da es sich ja wie bereits erwähnt in Quarantäne befand.
Ich hatte aber viele Froschhalter, die an mich herantraten, deren Ranitomeya, Pumilio und Tinctorius einen Darmvorfall hatten, einige Tiere wurden leider zu spät entdeckt und waren schon sehr geschwächt, andere hatten bereits infektionen, durch das nach außen gestülpte Organ und mussten medikamentös behandelt werden. Was leider nicht jedes Tier überstanden hat.
Ich habe mich viel mit spezialisierten Veterinären über diese doch sehr häufig auftretenden Prolaps unterhalten und die meisten sagten, dass die Hauptursache eine viel zu einseitige Ernährung sei, vielfach wurden auch feine Partikel im Magen und Darminhalt gefunden, die mit der Nahrung aufgenommen wurden, nebst vielen Drosophila Extremitäten, die wohl nicht verdaut werden.
Die Tatsache, dass Heimchen Styropor aufnehmen ist sehr interessant, und da ich einige Strukturen aus Styrodur gefertigt habe, werde ich mir diese doch zukünftig etwas näher anschauen. Vielen Dank noch mal dass Du dieses Thema eröffnet hast, welches sicher einigen Leuten helfen wird und sicher noch einige Beiträge nach sich ziehen wird.

Also es ist schwer zu sagen, ob sie es wirklich richtig fressen, aber es war bei uns so, dass wir nur eine relativ dünne Schicht Fliesenkleber hatten und die Heimchen irgendwann angefangen haben sich daran zu schaffen zu machen. Die haben dann nach und nach das Styropor angeknabbert, sich teilweise ganze Gänge in der Rückwand gebaut. Dann hatten wir an vielen Stellen Löcher in der Rückwand und lauter kleine Styroporstücke auf den Terrarienboden liegen. Ob sie es jetzt wirklich gezielt fressen, kann man schwer sagen, wir haben zumindest keine seziert :D aber gut für die Frösche, die dann die Heimchen fressen wird es definitiv nicht sein.
Bei uns kann es aber definitiv nicht an einseitiger Ernährung gelegen haben, weil wir die Frösche nach wie vor gleich füttern und der einzige Unterschied die fehlende Styroporrückwand ist.
Ob die Heimchen auch an Styrodur gehen, wissen wir leider nicht bzw konnten das bisher noch nicht beobachten. Ich denke aber mal, dass es für sie nicht so attraktiv ist, weil es härter ist und sich bestimmt nicht so leicht wegknabbern lässt.
Ich hatte irgendwann im Bereich 2003 bis 2006 (weiß es leider nicht mehr so genau) einen Prolaps bei einem D. t. azureus. Als Ursache kommen für mich zwei Dinge in frage, entweder das Füttern von Bohnenkäfern, die damals recht neu waren oder eine zu feuchte Haltung, da ich damals Weißtorfplatten als Bodenbelag genutzt habe. Ich habe das Tier in warmem Wasser gebadet und der Prolaps ist von alleine zurückgegangen. Ich denke ich hatte Glück, da ich es früh entdeckt habe. Das Tier hat danach noch viele Jahre gelebt.

Meiner Erfahrung nach gibt es verschiedene Auslöser für Darmvorfälle. Es gibt Arten, die eher betroffen sind, man findet Darmvorfälle aber auch in der Natur. Da ist zum einen wie schon genannt Stress, Agalychnis spp. reagieren schon mal mit einem kleinen Prolaps auf Stress und veränderte Bedingungen, gerade Lemur ist hier zu nennen. Zweite Ursache ist Nahrung. So kam es bei mir und auch bei einem anderen Halter zu Vorfällen bei Phyllomedusa burmeisteri nach dem Verfüttern von Schokoschaben. Dritte Ursache sind nach Aussage von Dr. Jungfer Würmer, gerade Cruziohyla spp. reagieren da recht empfindlich.
Wir hatten am Wochenende auch ein phyllobates mit Darmvorfall.
Habe ihn eine 1/2 Stunde in gesättigtes Zuckerwasser gesetzt, danach steril in eine Box mit wenig Wasser und einem Seemandelbaumblatt, als trockene Stelle.
Über Nacht war der Darm wieder eingezogen, zum Glück.
An die Methode mit dem Watte Stäbchen traute ich mich noch nicht.
Der Frosch macht jetzt einen guten Eindruck und wird weiter beobachtet.
Wovon der prolapse ausgelöst wurde, ist mir ein Rätsel.
Es ist grobe ausgewaschene Pinienrinde als Boden, mit Seemandelbaumblättern.
Eventuell von der frischen Rückwand 🤔, wobei ich diese vorher gut abgesaugt und abgespült habe.
Aber bei Naturmaterialien wie Pinienrinde, löst sich bei der oberflächlichen Zersetzung immer mal etwas ab...
Jedenfalls ist der Frosch fit 👍
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